Unsere Weihnachtsfeier 2019 fand dieses mal beim Schiffwirt statt. Neben einem vorzüglichem Essen und ausreichend Prävention einer Dehydrierung welche durch stetigem Nachschub während der gesamten Feier sichergestellt war konnten wir das vergangene Vereinsjahr Reflektieren.
Unser geschätzter Hauptmann Christian Maier hatte auch in diesem Jahr eine kleine Geschichte – auch zum Nachdenken – parat.
Der Blinde Mann und der Jäger
Es war vor langer Zeit, da lebte ein blinder Mann mit seiner Schwester in einer Hütte am Rande des Waldes. Der blinde Mann war sehr klug, Obgleich er mit den Augen nicht sehen konnte, schien er mehr über die Welt zu wissen, als manch anderer, dessen Blick scharf wie der eines Adlers war. Er redete mit den Menschen, die an der Hütte vorüber kamen. Wenn Sie in Schwierigkeiten waren, so fragten sie ihn und er wusste immer einen weisen Rat. Wenn sie ihn fragten, dann gab er immer die richtige Antwort. Die Menschen schüttelten den Kopf vor Erstaunen, Sie fragten ihn: „Blinder Mann, wie kann es sein, dass du so weise bist?” Dann lächelte der blinde Mann und sprach: „Das ist so, weil ich mit den Ohren sehe.“
Eines Tages geschah, was geschehen musste. Die Schwester des blinden Mannes, eine wunderschöne, junge Frau, verliebte sich. Sie verliebte sich in einen jungen prächtigen Jäger aus dem Nachbardorf. Bald schon wurde Hochzeit gehalten. Und als das Fest vorüber war, zog der Jäger zu der Frau in die kleine Hütte am Rande des Waldes, um mit seiner neuen Frau zusammenzuleben. Aber er hatte keine Zeit für den Bruder der Frau. Er hatte keine Zeit für den blinden Mann. „Zu was ist ein Mann gut, der nicht sehen kann?” pflegte er zu fragen. Die Schwester des Blinden aber sprach: „Mein Mann, er weiß mehr über die Welt, als mancher, der sehen kann.“ Da lachte der Jäger: „Was kann ein blinder Mann wissen, der nicht sehen kann?”
Jeden Morgen nahm der Jäger seine Pfeile und seinen Bogen, seinen Speer und seine Fallen und er ging in den Wald auf die Jagd. Jeden Abend, wenn er in das Dorf zurückkam, fragte der blinde Mann: „Kann ich morgen mit dir auf die Jagd gehen?” Der Jäger aber antwortete immer wieder: „Zu was kann ein Mann auf der Jagd nutze sein, der nicht sehen kann?“ Es vergingen Tage, Wochen, ja Monate. Jeden Abend fragte der blinde Mann den Jäger: „Kann ich morgen mit dir auf die Jagd gehen?“ Aber der Jäger schüttelte jedes Mal den Kopf und sprach: „Zu was kann ein blinder Mann auf der Jagd nutze sein?“
Eines Tages kam der Jäger gut gelaunt aus dem Wald zurück. Er hatte eine schöne Beute gemacht, eine große Gazelle. Seine Frau bereitete das Essen und kochte das Fleisch und als die drei zusammensaßen, siehe da, sprach der Jäger: „Gut, wenn du willst, kannst du morgen mit mir auf die Jagd gehen.” Am nächsten Morgen nahm der Jäger seine Pfeile und seinen Bogen, seinen Speer und seine Fallen und er führte den blinden Mann an der Hand hinaus in den Wald. Sie wanderten Stunde um Stunde Plötzlich blieb der blinde Mann stehen: „Sch … da ist ein Löwe.“ Der Jäger sah sich um, doch er konnte nichts entdecken „Da ist ein Löwe, aber es ist gut, er wird uns nichts tun. Er hat gefressen und hat sich zum Schlafen gelegt.“ Sie wanderten weiter, und siehe da, ein großer Löwe hatte sich unter einem Baum zum Schlafen gelegt. Vorsichtig gingen sie an dem Löwen vorbei und als sie ein kleines Stück weit gegangen waren, fragte der Jäger: „Woher wusstest du von dem Löwen?“ Der blinde Mann antwortete: „Weil ich mit den Ohren sehe.“
Sie gingen weiter und plötzlich blieb der blinde Mann wieder stehen: „Sch … Da ist ein Elefant.” Der Jäger sah sich um, doch er konnte nichts sehen. „Da ist ein Elefant, aber es ist in Ordnung. Er wird uns nichts tun. Er sitzt in einem Wasserloch und badet.“ Als sie ein Stück weiter des Weges gegangen waren, entdeckte der Jäger einen Elefanten, der in einem Wasserloch saß und sich mit dem Rücken im Schlamm suhlt. Vorsichtig gingen sie vorbei und als sie ein Stück des Weges gegangen waren, fragte der Jäger: „Woher wusstest du von dem Elefanten?” „Weil ich mit den Ohren sehe.“ Als sie noch ein Stück gewandert waren, kamen sie zu einer Lichtung. Der Jäger sprach: „Hier werden wir unsere Fallen aufstellen.“ Und dann stellte er seine Fallen auf und zeigte dem blinden Mann, wie er es tun sollte. Und dann sprach er: „Morgen werden wir hierher zurückkommen und sehen, was wir gefangen haben.“ Dann gingen sie zurück in ihr Dorf.
Am nächsten Morgen machten sie sich wieder auf in den Wald. Der Jäger bot dem blinden Mann seinen Arm, Aber der blinde Mann sprach: „Nein, ich kenne den Weg jetzt.“ Sie gingen durch den Wald und der blinde Mann stieß sich an keiner Baumwurzel noch verpasste er einen einzigen Abzweig. Sie gingen und gingen, bis sie zu der Lichtung kamen, auf der sie ihre Fallen aufgestellt hatten. Der Jäger kontrollierte die Fallen und siehe da, in jeder war ein Vogel. Der Jäger sah sogleich, dass er einen kleinen und grauen Vogel gefangen hattet. Der Vogel in der Falle des Blinden Mannes aber war sehr schön, mit grünen, karmesinroten und goldenen Federn. Der Jäger sprach: „Wir haben beide einen Vogel gefangen.“ Und dann ging er zu den Fallen, um die Vögel zu holen. Und während er ging, da dachte er bei sich: „Ein blinder Mann, der nicht sehen kann, wird niemals den Unterschied bemerken.“ Was tat er? Er gab dem blinden Mann den kleinen grauen Vogel. Den schönen mit den karmesinroten, grünen und goldenen Federn aber behielt er für sich Dann machten sie sich auf den Heimweg.
Sie gingen und gingen und dann fragte der Jäger den blinden Mann: „Blinder Mann, wenn du so weise bist und mit den Ohren siehst, dann beantworte mir meine Frage! Warum gibt es so Viel Ärger, Hass und Krieg auf der Welt?” Da erwiderte der blinde Mann: „Weil viele Menschen so handeln wie du und sich nehmen, was ihnen nicht gehört.“ Der Jäger vernahm es und schämte sich. Dann nahm er den kleinen grauen Vogel aus der Hand des Blinden Mannes und legte den schönen mit den karmesinroten, grünen und goldenen Federn hinein. „Verzeih mir!“ sprach er. Und sie gingen und gingen und der Jäger fragte schließlich: „Wenn du so weise bist und mit den Ohren sehen kannst, dann gib mir Antwort auf meine Frage! Warum gibt es so viel Freundlichkeit, Güte und Liebe auf der Welt?“ „Weil es so viele Menschen gibt, die so handeln wie du und die aus ihren Fehlern lernen.“ Und dann kehrten sie heim in ihr Dorf.
Von nun an gingen sie jeden Tag gemeinsam in den Wald auf die Jagd. Sie waren so eng miteinander, dass kein Blatt dazwischen passte Und wenn von nun an jemand fragte: „Wie kommt es, dass du so weise bist?”, dann legte der Jäger seinen Arm um den blinden Mann und sprach: „Das ist so, weil er mit den Ohren sieht und mit dem Herzen hört.”